07.07.2023
Immer wieder sonntags
Mit mehr als 30.000 Einwohnern und einer überdurchschnittlichen Kaufkraft ist Achim gut aufgestellt. Dennoch hat der Einzelhandel auch in dieser größten Stadt des Landkreises Verden zu kämpfen.
Die Unternehmergemeinschaft Achim (UGA) mit ihrem ersten Vorsitzenden Ingo Freitag hat es sich daher auf ihre Fahnen geschrieben, die Attraktivität der Innenstadt zu fördern. Unter anderem über verkaufsoffene Sonntage, gekoppelt an attraktive Veranstaltungen. Das, obwohl die UGA keine reine Vertretung des Einzelhandels ist. Dieser macht ca. 20 Prozent der etwas über 100 Mitglieder aus, der große Rest besteht aus kleinen und mittelständischen Unternehmen, in der Mehrzahl Dienstleister und Handwerker.
Verkaufsoffene Sonntage immens wichtig
Aber, das weiß die UGA, diese vier Sonderöffnungstage sind für den Einzelhandel, vor allem für den inhabergeführten, inzwischen von existenzieller Bedeutung. Große Teile des Jahresumsatzes würden dann erwirtschaftet, berichtet Ingo Freitag. Sie böten überdies die Gelegenheit zum Abverkauf von Lagerware und erinnerten die Bürgerinnen und Bürger an die Qualität des lokalen Handels.
Der Vorsitzende bedauert es in diesem Zusammenhang, dass Filialisten in der UGA nicht vertreten sind. „Die kleinen inhabergeführten Geschäfte, die auf die verkaufsoffenen Sonntage angewiesen sind, tragen dazu noch die Last der Mitgliedsbeiträge“, findet er. Profitieren würden aber auch die Filialisten, wenn die Innenstadt voll ist. Sie zu einem Beitritt zu bewegen, das steht ganz oben auf der Wunschliste des Vorsitzenden.
Stadt unterstützt Veranstaltungen finanziell
Das Maibaumfest unter der Regie der Stadt, dazu unter Federführung der UGA das Weinfest, der Autosonntag „Boxenstopp“ und – als Hauptevent - das dreitägige Achimer Stadtfest sind Publikumsmagneten und damit zugleich die Anknüpfungspunkte für die verkaufsoffenen Sonntage.
„Eine Herausforderung, die sich dabei stellt, ist es, die Kosten einigermaßen decken zu können“, sagt der UGA-Vorsitzende. In Achim, so der 49-Jährige weiter, sei man aber in der glücklichen Lage, dass die Stadt die Veranstaltungen finanziell fördere. Das sei keine Selbstverständlichkeit, weiß Freitag aus Nachbargemeinden.
Beim Stadtfest im Juni mit einem umfangreichen Programm auf mehreren Bühnen würden die Ausgaben somit über die Förderung durch die Kommune, die zahlreichen Sponsoren und die Standgebühren zum größten Teil wieder eingespielt, erzählt Ingo Freitag. Es sind nicht nur die Kosten für das Rahmenprogramm, die erheblich zu Buche schlagen, sondern ebenso die Sicherheitsauflagen – Security und Durchfahrtsperren zum Schutz vor Amokfahrten -, die die Kosten nach oben treiben.
„Ohne den Mix aus städtischer Förderung und Sponsoren wären diese Feste nicht möglich“, fasst der UGA-Vorsitzende zusammen. Im Gegenzug sei die Unternehmergemeinschaft stets darum bemüht, den Geldgebern etwas zu bieten. Das geschieht aktuell über die gut sichtbare Präsentation der jeweiligen Sponsorenlogos auf Bannern und über eine 10 qm große LED-Wand auf der Hauptbühne. Sie erlaubt es den Finanziers sogar, kurze Werbeclips abzuspielen.
Ehrenamt kostet Zeit
Ingo Freitag und seine Mitstreiter in der UGA stellen die Veranstaltungen ehrenamtlich auf die Beine. Dabei hat sich inzwischen zwar eine gewisse Routine eingestellt. „Das schwirrt einem aber dauerhaft im Kopf herum“, spielt der Vorsitzende lachend darauf an, dass nach jedem Fest gleich wieder die Vorbereitungen für die nächste Veranstaltung beginnen. Das sei schon zeitintensiv, sagt der Webdesigner, „aber noch machbar“.
Dennoch ist der Vorsitzende froh über die professionelle Unterstützung aus den eigenen Reihen.
„Wir haben hier in Achim die glückliche Konstellation, mit der Firma SoLight Veranstaltungstechnik ein Mitgliedsunternehmen in der UGA zu haben, welches sich mit der Organisation von Großveranstaltungen auskennt“, freut sich Freitag. „Grundkosten, die wir sonst für eine Event-Agentur zahlen müssten, können wir so deutlich reduzieren.“
Aber es bleibt dabei, dass die UGA-Akteure Zeit und nebenbei auch viel Herzblut in ihre ehrenamtliche Arbeit investieren. Und trotz der bis hierhin schon guten Zusammenarbeit mit der Stadt ist doch immer Luft nach oben.
So würde der Vorsitzende der Unternehmergemeinschaft Achim sich einen weiteren Ausbau der Infrastruktur in der Innenstadt wünschen. Je besser die Fußgängerzone mit Stromkästen und Wasseranschlüssen ausgestattet ist, desto attraktiver und einfacher kann so ein Fest mit Verkaufsständen bestückt werden. „Im Endeffekt“, sagt Ingo Freitag abschließend, „sind das alles einfache Sachen. Sie sind halt etwas kostspielig.“
Artikel aus dem IHK-Magazin 07/08-2023